A. Schlichte: Der «gute» König. Wilhelm II

Titel
Der «gute» König. Wilhelm II. von Sizilien (1166–1189).


Autor(en)
Schlichte, Annkatrin
Reihe
Bibliothek des Deutschen Instituts in Rom 110
Erschienen
Tübingen 2005: Max Niemeyer Verlag
Anzahl Seiten
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Die vorliegende Untersuchung wurde als Dissertation an der Universität Bonn im Wintersemester 2003/2004 abgeschlossen. Die Arbeit ist in zehn Kapitel eingeteilt, wobei die Schwerpunkte nach dem Umfang auf der Kirchen- und Klosterpolitik sowie den aussenpolitischen Beziehungen liegen. Die übrigen Kapitel sind mit Ausnahme der beiden abschliessenden umfangmässig relativ gleich. Im ersten Kapitel stellt die Verfasserin den Regierungsantritt Wilhelms II. und dessen Herrschaftssicherung nach dem Tode Wilhelms I. 1166 dar. Die bewegten Jahre bis zum selbstständigen Regierungsantritt Wilhelms II. ca. 1171 lassen bereits die künftige Entwicklung erkennen. Das zweite Kapitel widmet sich der Verwaltung und Gesetzgebung unter Wilhelm II. Dabei bilden die Finanzverwaltung und Rechtsprechung die Schwerpunkte, die durch die Darstellung der königlichen Gesetzgebung ergänzt werden. Das dritte Kapitel geht den Grafschaften und Städten des Reiches im Zeitalter Wilhelms II. nach, wobei das Handeln des Königs im Vordergrund steht. Im vierten Kapitel erörtert die Verfasserin Wirtschaft und Handel, wobei sie die Motive und Tendenzen der wirtschaftspolitischen Massnahmen Wilhelms II. herausarbeitet. Der Kirchen- und Klosterpolitik Wilhelms geht die Verfasserin im fünften Kapitel nach. Sie behandelt dabei in einem ersten Abschnitt die Bistumspolitik in den einzelnen Landschaften des Königreichs, um in einem zweiten die Entwicklung im Verhältnis zum Papsttum darzustellen, das nach dem Tode Alexanders III. 1181 wesentlich distanzierter wurde als zu dessen Lebzeiten. In einem dritten Abschnitt folgt die Klosterpolitik des Königs, wobei die Verfasserin Benediktiner, Zisterzienser und griechische Klöster jeweils getrennt behandelt. Sie greift dazu die Gründung des Benediktinerklosters Monreale als Einzelfall exemplarisch heraus, da es nach der Zahl seiner erhaltenen Urkunden anscheinend die engsten Beziehungen zu Wilhelm II. hatte. Insgesamt dringt sie aber nicht tiefer in die ordensgeschichtlichen Entwicklungen ein, sondern behandelt nur die sie allein interessierende Entwicklung des königlichen Einflusses. Das sechste Kapitel geht der Toleranz, Integration und Konversionspolitik gegenüber Griechen und Muslimen nach. Im siebten Kapitel werden Wissenschaft, Literatur, Kanzlei, Architektur und bildende Kunst sowie die Herrschaftsrepräsentation Wilhelms II. behandelt. Das achte Kapitel ist der zweite Schwerpunkt der gesamten Arbeit. Es ist den aussenpolitischen Beziehungen und Entwicklungen unter Wilhelm II. gewidmet. Dabei wird die Verbindung zu Byzanz, zu Friedrich I. Barbarossa, zu England und den oberitalienischen Seehandelsstädten ausführlich dargestellt. Die Mittelmeerpolitik Wilhelms II. wird in einem besonderen Abschnitt in ihren Ein Königs in der Aussenpolitik herauszuarbeiten. Die beiden letzten Kapitel der Arbeit behandeln Einfluss und Rolle der Berater des Königs und seinen Tod mit dem darauf folgenden Kampf um die Thronfolge. Die Verfasserin sieht dabei kein Abrücken Wilhelms II. von der Erbfolge Konstanzes und Heinrichs VI. in den letzten Lebensmonaten. Wilhelm II. hat seine Bedeutung als «guter» König zumindest zum Teil durch die Kämpfe um die Thronfolge nach 1190 erhalten, nachdem es ihm in seiner Regierung gelungen war, nach der unruhigen Herrschaft seines Vaters eine über zwanzigjährige Periode des Friedens und der Rechtssicherheit folgen zu lassen. Die Verfasserin hat aus der Überlieferung ein Bild der Regierung Wilhelms II. entstehen lassen, das trotz der fehlenden Quellen für eine «moderne» Biographie einer solchen sehr, sehr nahe kommt. Die Arbeit stellt neben ihrem biographischen Ergebnis auch eine gewichtige Untersuchung zur Entwicklung des Königreiches Sizilien und dessen Bedeutung im Europa des späten 12. Jahrhunderts dar. Sie ist damit auch aufschlussreich für die weitere Stellung des Königreichs im Zeitalter Friedrichs II. und seiner Nachkommen.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Annkatrin Schlichte: Der «gute» König. Wilhelm II. von Sizilien (1166–1189) (Bibliothek des Deutschen Instituts in Rom, Band 110). Tübingen, Max Niemeyer Verlag, 2005. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 56 Nr. 4, 2006, S. 493-494.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 56 Nr. 4, 2006, S. 493-494.

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